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Börsen-Lexikon

Klima-Inflation

engl.: climate-induced inflation

Nach 2000 aufgekommene Bezeichnung für den Zusammenhang, dass weltweit durch den wachsenden Ausstoss von Kohlendioxid (carbon emissions) eine Klimaerwärmung (overall warming) eintritt, wodurch sich vor allem bei Getreide die Ernteerträge (crop yields) vermindern; denn diese Pflanzen wachsen bei steigender Temperatur rascher und tragen weniger Früchte (speed through their development, producing less grain in the process), gerade Kulturpflanzen bei einer Erhöhung der Aussenwärme die für ihr Wachstum bestmögliche Versorgung mit Feuchtigkeit nicht mehr erreichen, auch mit der Erhöhung der Temperatur (bei manchen Pflanzen sogar überproportional) ein Feuchtigkeitsverlust (increased transpiration) eintritt; man spricht hier von Evapotranspiration (evapotranspiration), während gleichzeitig die globale Temperaturerhöhung zu starken, von Sturm begleiteten Regenfällen (rainstorms, cloudbursts) und zu Wirbelstürmen (hurricanes) führt, die eine fortschreitende Evapotranspiration nicht ausgleichen können, ja sogar für viele Nahrungspflanzen nachteilig sind, weswegen nach Schätzungen der Weltbank ab 2080 die Produktivität in der Landwirtschaft (agricultural productivity: output per hectare) um 16 Prozent ohne Einsatz von Düngemitteln sinkt, und immerhin noch um 3 Prozent unter der Voraussetzung verstärkten Einsatzes von chemischen Düngemitteln (artificial fertiliser), verbunden mit vermehrtem Anbau von Feldfrüchten, die eine Dürre besser vertragen (more drought-restistant crops), was angesichts des daher sinkenden Angebots einerseits und einer wachsenden Weltbevölkerung (Fachleute schätzen einen Anstieg der Nachfrage nach Feldfrüchten zwischen 2008 und 2080 um das Dreifache) andererseits zu einer starken Erhöhung der Lebensmittelpreise führen und damit die Kaufkraft weltweit entsprechend mindern wird. - Nähere Untersuchungen der Weltbank gehen davon aus, dass nach diesen Vorausberechnungen (long-ranging projections) die USA, Kanada und Deutschland von der Entwicklung Nutzen ziehen werden. Denn diese Länder liegen ganz (Deutschland) oder teilweise (USA, Kanada) in einer verhältnismässig günstigen Klimazone (favourable latitudinal location), sind weltweit an Universitäten und Forschungseinrichtungen bahnbrechend in der Phytologie (phytology; Botanik; botany), und hier wieder besonders auf dem Gebiet der Pflanzenzüchtung (plant cultivation: das Hervorbringen neuer Gewächs-Sorten durch Kreuzung und genetische Mutationen mit dem Ziel, die Pflanzen ertragreicher zu gestalten bzw. an veränderte Umweltgegebenheiten anzupassen), verfügen über grosses Wissen und Erfahrung in der Agrarchemie (agrarian chemistry), vor allem auch in Bezug auf einzelne gewächstypische Kunstdüngerarten (specific plant-adequate artificial fertiliser) und pflanzenschützende Schädlingsbekämpfungsmittel (Pestizide; pesticides) und sind gleichzeitig auch führend im Landmaschinenbau (engineering as well as machine-building). Steigende Weltmarktpreise werden daher in diesen Ländern Investitionen in den Landbau (agrarian investment) und im Gefolge dessen eine vermehrte landwirtschaftliche Produktion anregen, die (auch dort auftretende) klimabedingte Ernteverluste überkompensiert. - Für die EU gesamthaft könnten diese für Deutschland günstigen Bedingungen einen Ausgleich bringen, weil Spanien, Portugal, Italien und Griechenland durch den Einfluss des Klimawandels nach Vorausschätzungen Ernteertrags-Verluste bis zu 30 Prozent erleiden werden.

Siehe Biotreibstoffe, Energie-Inflation-Zusammenhang, Erdöl-Lebensmittel-Zusammenhang, Inflations-Aus­gleich, Kaufkraft-Abfluss, Kohlendioxid-Inflation, Lohn-Preis-Spirale, Ölpreis, Protein-Inflation, Rohstoffpreise, Schocks, strukturelle, Zweitrunden-Effekte. -Vgl. Monatsbericht der EZB vom Juni 2008, S. 10 ff. (gegenwärtige Lage; Aussichten).

Das Aktien- und Finanzlexikon von Aktien Prognose: ® Professor Dr. Gerhard Merk, Universität Siegen.