Börsen-Lexikon
Zitronenhandel
engl.: lemon trading
Minderwertige Finanzprodukte, die als erstklassige Papiere am Markt angeboten werden. Der Begriff kommt aus der Umgangssprache der USA und drang im Zuge der Subprime-Krise in dieser Bedeutung auch in die deutsche Sprache ein. Im amerikanischen Englisch bezeichnet Zitrone (lemon) auch einen schicken, wohlgefallenden Gebrauchtwagen, der kurze Zeit nach dem Kauf jedoch liegenbleibt. - Dahinter steht die Tatsache, dass Märkte zwar eine hervorragende Abstimmung in einer arbeitsteiligen Wirtschaft leisten; dies jedoch ein langfristiges Denken der Beteiligten voraussetzt. Ein Metzger wird von sich aus in Verfolg seines Gewinnstrebens bemüht sein, gute Wurst zu einem vernünftigen Preis anzubieten. Das tut er aber nur dann, wenn er langfristig denkt: wenn er also seinen dauerhaften Unternehmenserfolg im Auge hat. Die Finanzmärkte jedoch sind gutteilig auf sehr kurzen Zeithorizont aller Beteiligten ausgelegt; die kurzfristigen Gewinne sind (verursacht auch durch entsprechende Anreiz-Systeme für das Management; compensation schemes) das Ziel, kaum der langfristige Erfolg des Unternehmens. Das schafft geradezu vollkommene Bedingungen für den Zitronenhandel.
Siehe Finanz-Alchemie, Home Equity Loan, Luftpapiere, Kreditvergabe-Grundregel, Verbriefung