Börsen-Lexikon
Staatsfonds
engl.: sovereign wealth fund
1.) Das Vermögen einer Kapitalanlagegesellschaft im Besitz eines Staates (einer Regierung) mit dem Ziel, Beteiligungen vor allem im Ausland zu erwerben. Neben der Rendite aus dem eingesetzten Kapital ist die Anlagepolitik bei vielen Staatsfonds auch auf nicht-finanzielle Interessen ausgerichtet, die häufig sogar den rein ökonomischen Überlegungen untergeordnet werden. Weil die Fonds ihr Kapital in der Regel nicht aus Geschäftstätigkeit am Markt beziehen, sondern mit Steuermitteln ausgestattet werden, können sie eine Beteiligungspolitik betreiben, die auf Rendite nicht in erster Linie Rücksicht nehmen muss. Seit etwa 2005 gerieten die Staatsfonds verstärkt in das Visier der Regierungen der Gastländer sowie auch der Aufsichtsbehörden . - Andererseits nahm man mit Befriedigung zur Kenntnis, dass asiatische Staatsfonds im Zuge der Subprime-Krise verlustreichen Instituten wie der Citigroup (die nach dem Börsenwert gerechnet 2007 grösste Bank der Welt), der Washington Mutual (die grösste Bausparkasse der USA) sowie der Union Bank of Switzerland (UBS, grösste Bank der Schweiz) über Beteiligungen Kapital zuleiteten. Im Falle der UBS schoss die staatliche Government of Singapore Investment Corporation (GIC) 11 Mrd Franken (!!) ein. Der im Zuge der Subprime-Krise folgenden Finanzkrise ebenfalls in Schwierigkeiten geratenen, weltweit tätigen britischen Barclays Group wurde von arabischen Staatsfonds mit neuem Kapital versehen; zu Jahresende 2008 betrug die Beteiligung arabischer Aktionäre an der Bank 32 Prozent. - Im Herbst 2008 verwalteten weltweit die Staatsfonds mit einem Vermögen von 3 000 Milliarden USD ungefähr das Doppelte wie die Hedge-Fonds . Dabei liegt die Fondsverwaltung häufig in den Händen international tätiger Anlagefirmen. Andererseits mussten manche Staatsfonds infolge der Finanzkrise Buchverluste bis zu einem Viertel ihres Vermögens (hauptsächlich auf ihre Engagements in Bankaktien) hinnehmen.
2.) Vom Staat im Zuge eines Bail-outs übernommene Schulden privater Unternehmen, wie etwa im Herbst 2008 im Zuge der Subprime-Krise in den USA errichtet. Der Fonds kaufte den Instituten im Zuge eines vom Parlament beschlossenen troubled asset relief programme für 700 Mrd USD notleidende Wertpapiere ab.
Siehe AIG-Deal, Anteilsseigner-Kontrolle, Ausschlachten, Bad Bank, Beteiligungsgesellschaft, Burn-Out Turnaround, Global Player, Finanzmarktstabilisierungsanstalt, Go-go-Fonds, Hedge-Fonds, Heuschrecken, Leveraged Buy-out, Moral Hazard, Private-Equity-Funds, Rettungspaket, Risikokapital, Trade Sale, Window on Technology. -Vgl. Geschäftsbericht 2007 der Deutschen Bundesbank, S. 77 ff. (Übersicht der einzelnen Staatsfonds; Beurteilung), Monatsbericht der EZB vom Januar 2009, S. 79 ff. (Auslandvermögen öffentlicher Schwellenländer und deren Anlagepolitik; ausführliche Darstellung; Übersichten).