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Börsen-Lexikon

Inflation, gefühlte

engl.: feeled inflation rate

Die von (gewissen) Verbrauchern wahrgenommene Geldwertverschlechterung, ohne Rücksicht auf die von der amtlichen Statistik berechnete Preissteigerungsrate. Der Begriff kam mit der Einführung des Euro als Umlaufwährung zum 1. Jänner 2002 (Teuro) auf. Die Gefahr einer überschätzten Teuerungsrate liegt darin, dass die Erwartung über das Realeinkommen bei den Privathaushalten unterschätzt wird, was zur Kaufzurückhaltung und zu überzogenen Lohnforderungen und einer Lohn-Preis-Spirale führt. Daher ist die gefühlte Inflationsrate in ihren negativen Auswirkungen einer tatsächlichen Preissteigerung in etwa gleichzusetzen und wird von der EZB genau ins Auge gefasst. - Die gefühlte Inflation lag in Deutschland nach Einführung des EUR als Bargeld mit nahezu zehn Prozent weit über der amtlich gemessenen Rate von etwas über zwei Prozent. Im ersten Halbjahr 2008 lag die offizielle Preissteigerung bei gut drei Prozent; die gefühlte Inflation kletterte auf zwölf Prozent. - Als Erklärung für diese starke Abweichung wird die Tatsache genannt, dass Verbraucher bei ihrer Wahrnehmung der Inflation von der Kaufhäufigkeit ausgehen, und nicht (wie im amtlichen Güterkorb) von dem Gewicht des einzelnen Gutes an den Gesamtausgaben; sprich: Menschen nehmen Preissteigerungen umso stärker wahr, je öfter sie das Gut kaufen. Dazu gehören Lebensmittel wie Brot, Butter, Obst und Gemüse sowie Benzin.

Siehe Agrarpolitik, Biotreibstoffe, Güter, kaufhäufige, Inflationserwartungsrate, Inflation Targeting, Preisvergleich, Referenzpreis, Teuro, Preisanpassungen, Rohstoffpreise, Vorschatten-Effekte, Warenhorte, Wohnungsmieten, Zweitrunden-Effekte. -Vgl. Monatsbericht der EZB vom Juli 2002, S, [[19 f.; Monatsbericht der Deutschen Bundesbank vom Juli 2002]], S. 22 ff., Monatsbericht der Deutschen Bundesbank vom Januar 2004, S. 15 ff., Monatsbericht der EZB vom April 2005, S. 33 ff., Monatsbericht der EZB vom Juli 2005, S. 72 f. (hier auch Gründe für die verzerrte Wahrnehmung der tatsächlichen Preisentwicklung), Monatsbericht der EZB vom Mai 2007, S. 67 ff. (lehrbuchmässige Darstellung; viele Übersichten; Literaturhinweise), Monatsbericht der EZB vom Juni 2007, S. 12 ff. (unterschiedliche Werte für die gefühlte Inflation in den einzelnen Ländern), Monatsbericht der Deutschen Bundesbank vom November 2007, S. 56 f. (gemessene Beziehung zwischen der gefühlten und der erwarteten Inflationsrate; Übersichten).

Das Aktien- und Finanzlexikon von Aktien Prognose: ® Professor Dr. Gerhard Merk, Universität Siegen.